Markus Waeber analysiert den Schweizer Immobilienmarkt seit 2006. Als Sell-Side Equity Research Analyst bei der Zürcher Kantonalbank vergrösserte er die Coverage von Schweizer Immobilienaktien und Immobilienfonds deutlich. Seit 2016 baute er bei Swiss Prime Site, der grössten börsenkotierten Schweizer Immobiliengesellschaft, die Investor Relations und Kommunikation mit verstärktem Fokus auf Nachhaltigkeit/ESG auf. Seit Frühjahr 2023 ist er Head of Indirect Real Estate Advisory & Intelligence bei der Bank Julius Bär & Co. AG, wo er das ganzheitliche Immobilienangebot mit Dienstleistungen und Beratung für Immobilienanlagen ergänzt. Zudem publiziert er vierteljährlich den Immobilienmarkt-Bericht Schweiz und Deutschland und ist bekannter Meinungsführer im Bereich Immobilien. Er hat einen Master-Abschluss in Business Administration (lic. oec. HSG) der Universität St. Gallen.

Markus, was war für dich das wichtigste Ereignis, das den Schweizer Immobilienmarkt in jüngster Vergangenheit geprägt hat?

Die Senkung des SNB-Leitzinses um 25 Basispunkte auf 1.0% am 26. September 2024 war allgemein erwartet worden. Überrascht hat aber die Aussage der SNB, dass in den nächsten Quartalen weitere Zinssenkungen erforderlich werden können, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten. Unsere Ökonomen haben darauf hin die Zinserwartungen angepasst und wir gehen nun neu von zwei weiteren Zinsschritten von je 25 Basispunkten im Dezember 2024 und März 2025 auf ein Niveau von 0.5% aus.

Welchen Einfluss erwartest du im Immobilienmarkt aufgrund dieser neuen Ausgangslage?

Wir haben bereits nach den beiden Zinssenkungen im 1. Halbjahr 2024 eine belebende Wirkung auf die Nachfrage nach gehobenem Wohneigentum feststellen können. Mit dem neuen Zinsszenario dürfte sich dieser Trend verstärken, da die Finanzierungskosten tendenziell weiter sinken und die relative Attraktivität von Wohneigentum im Vergleich zu den überproportional steigenden Angebotsmieten weiter zunimmt.

Wie beurteilst du den Markt für Anlageliegenschaften, insbesondere von Mehrfamilienhäusern?

Mit Nettorenditen von 2.4% generieren Top-Mehrfamilienhäuser einen attraktiven Zinsspread von rund 200 Basispunkten im Vergleich zu den 10-jährigen Staatsanleihen. Dies ist ein absoluter Spitzenwert innerhalb von Europa. Wir erwarten deshalb trotz einer möglichen Referenzzinssatzsenkung in 2025 eine solide Nachfrage nach Mehrfamilienhäusern und erneute Wertsteigerungen in diesem Segment. Dies könnte auch NAV-Anstiege bei indirekten Immobilienanlagen, welche auf Wohnimmobilien fokussiert sind, auslösen.

Weitere spannende Information finden Sie im Immobilienmarkt-Bericht Schweiz der Julius Bär Gruppe vom 4. Quartal 2024.